4 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 2, 11+12 Tag 4 Wir sitzen zusammen in interkultureller Runde und lesen gemeinsam die Geschichte von Rut. Wir sind fasziniert. Manche von uns erkennen in ihr die eigenen Vorfahren. Diese haben mit ihrem mutigen Aufbruch in eine neue Welt neue Realitäten geschaffen. Manche von uns erkennen sich selbst. Vor noch nicht allzu langer Zeit sind sie nach Deutschland eingewandert und haben hier ein neues Leben begonnen. An zwei Momenten der Geschichte bleiben wir besonders hängen. Boas sagt zu Rut: „Du hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland verlassen und bist zu einem Volk gezogen, das du nicht kanntest.“ (2,11) Für manche in unserer Runde klingt das nicht nur mutig. Mit welchem Recht verlässt man eigentlich die eigene Familie und die eigene Kultur? Vater und Mutter verlassen, das klingt nicht nur nach „endlich raus aus dem Elternhaus“, sondern auch nach „Vater und Mutter im Stich lassen“. Wenn ich woanders lebe, kann ich nicht mehr für die Meinen da sein. Das ist auch eine schwere Erfahrung für viele von uns. Was ist so bedeutsam, dass es diesen Schritt rechtfertigt? Es ist diese neue Gemeinschaft, die Gott schenkt. In diesem einen Moment, als Rut ihrer einsamen und verlassenen Schwiegermutter unbedingt treuer sein will als allen anderen Menschen ihres Lebens. Wir erinnern uns an Entscheidungen in unserem Leben, die größer und wichtiger waren als unsere Herkunft, unsere Tradition und unsere Kultur. Was bedeutet es, sich auf so ein Wagnis einzulassen? Viele dieser Entscheidungen erschienen im ersten Moment verrückt. Wir wussten vorher noch nicht, ob sie Sinn machen und konnten sie nicht hundertprozentig erklären. Aber wir haben gespürt: unser Leben strebt nach mehr. Wir haben erlebt: Gott öffnet etwas ganz Neues. Und er lässt neue Verbindungen entstehen. Aus Moabiterin und Israelitin, aus Schwiegermutter und Schwiegertochter werden Schwestern und Freundinnen. Ähnlich haben wir es auch miteinander erlebt. Boas sagt zu Rut: „Dein Lohn möge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest.“ (2,12) Die großen Entscheidungen unseres Lebens fällen wir in kleinen Momenten. Wir fällen sie aus Treue zu anderen, die Gott in unser Leben stellt. Wir fällen sie aus dem Wunsch, dass unser Leben mehr bereithält als das, was wir schon kennen. Am Ende finden wir uns nicht nur an neuen Orten und in neuen Situationen wieder. Wir finden auch ein neues Zuhause unter den segnenden Flügeln eines Gottes, der die ganze Welt sein eigen nennt. Dieses größere Zuhause wünschen wir auch denen, die wir auf unserem Weg zurücklassen mussten. www.himmelsfels.de Welche Entscheidungen in deinem Leben haben dir alles abverlangt? Wohin haben sie dich getragen? Tageschallenge: Himmelsfels-Gemeinschaft Einander segnen – nicht selbstverständlich
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