5 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 2 Tag 5 Auf keinen Fall auf Hilfe angewiesen sein! Das ist so demütigend! Abhängig sein vom Wohlwollen anderer, die sich womöglich auch noch als Retter:innen aufspielen – in so eine Lage möchte ich nie geraten! Rut und Noomi sind auf Hilfe angewiesen. Sie kommen in Bethlehem an, als gerade die Ernte begonnen hat. Sie haben nichts gesät, also können sie auch nicht ernten. Das bedeutet Hunger, sie haben kein Einkommen. Aber Gott hat Israel ein Gesetz gegeben: Was beim Binden der Ähren runterfällt, muss liegen bleiben! Das dürfen die aufheben, die sonst nichts zum Essen haben. Dieses Gesetz nutzt Rut. Auf den Feldern von Boas geht sie hinter den Erntearbeiter:innen her und hebt auf, was liegen geblieben ist. Boas sieht sie arbeiten und spricht sie an: Sie soll auf seinen Feldern bleiben; er hat den Arbeiter:innen verboten, sie zu belästigen. Und mehr noch: Er gibt seinen Arbeiter:innen den Auftrag, extra viel für Rut liegen zu lassen. Boas spielt sich nicht als Retter auf. Er bringt nicht einen Sack Getreide bei Rut und Noomi vorbei und macht ein Selfie davon. Stattdessen sorgt er still und leise dafür, dass bei Ruts Arbeit genug herumkommt, dass sie davon leben kann. Rut ist jung, Ausländerin, Witwe – sie könnte sich nicht gegen Übergriffe wehren. Aber Boas hilft ihr, ohne sie zu demütigen. Er wahrt ihre Würde. Zwischen denen, die helfen, und denen, denen geholfen wird, gibt es ein Gefälle. Wer wirklich helfen will, nutzt das nicht aus. Segnen heißt: die Würde der Bedürftigen anerkennen. Sie nicht klein zu machen. Dann kann der Segen zurückfließen. So wie bei Rut und Boas: Die beiden werden ein Paar. Evangelische Pastorin und Leiterin der Abteilung Evangelisation der Vereinten Evangelischen Mission. Nach 12 Jahren in China steht in ihrer Speisekammer immer ein 18kg-Sack Reis. Hilf heute jemandem so, dass er oder sie es nicht merkt. Tageschallenge: Dr. Claudia Währisch-Oblau Einander segnen – Teil 2
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