GLOBAL LOCAL

Interkulturelle Impulse, die bereichern. Buch mit 36 Impulsen für jeden Tag 6 Wochenthemen

Inhaltsverzeichnis „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Liebe, die Grenzen überschreitet. 1 Eine Zukunft für Rut, eine Fremde in der Fremde 2 Gott versorgt im fremden Land 3 Einander segnen – nicht selbstverständlich 4 Einander segnen – Teil 2 5 Gottes Geschichte 6 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Vereint in Christus 7 Frieden leben – wenn mich etwas stört 8 Zutritt verboten 9 Frieden für alle 10 #connected 11 Hausgenossen Gottes und der Menschen 12 „Offen“ – Gott fordert heraus Das hab ich noch nie gemacht...! 13 Keinen Menschen meiden 14 Gott ist ein Tänzer 15 Willkommen im Haus am „Mehr“! 16 Sei Teil von Gottes Mission 17 Erzählen, was Gott getan hat 18 „Beieinander“ – Tischgemeinschaft für alle Der christliche Mehraufwand 19 The best meal ever 20 Der Tisch des Friedens 21 Zu meiner Vergegenwärtigung 22 Liebe geht durch den Magen 23 Weder Jude noch Grieche 24 „Aktiv“ – Berufungen entfalten Wachstum bringt Herausforderungen 25 Ethnische Konflikte in einer wachsenden Gemeinde 26 Trau anderen was zu! 27 Wir brauchen Erntehelfer:innen! 28 Wie Einwanderer:innen das Gemeindewachstum vorantreiben 29 Neue Möglichkeiten? Vielfalt wirkt anziehend! 30 „Lebendig“ – Himmlische Perspektiven Ein himmlisches Miteinander 31 Gottes Liebe vereint 32 Gott wird abwischen alle Tränen 33 Für den Himmel üben 34 Vereint vor Gottes Thron 35 Gottes Stimme im Lobpreis 36

1 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 1,16 Tag1 Stundenlanges Knüpfen dünner feiner Fäden. Knoten, festziehen, einen neuen Faden nehmen. Manchmal knüpfte ich tagelang an einem Freundschaftsbändchen für eine Freundin. Ich habe mich beim Verknoten hin und wieder mal geärgert, das Armband wieder entknotet und weitergemacht. Das Knüpfen dieser Bänder steht für eine Freundschaft. Zusammen durch Höhen und Tiefen gehen. Beim Kchallnüpfen eines Freundschaftsbändchens hat man am Ende ein Armband, das symbolisiert: Ich bin da. Du bist meine Freundin, du bist mein Freund. Dir vertraue ich. Die Bibel ist voll von Geschichten von Menschen, die auch wie du und ich Freundschaften gelebt haben. Eine der bekanntesten Freundschaft ist die zwischen Noomi und Rut. Durch dick und dünn gingen sie, durchlebten gemeinsam Höhen und Tiefen. Rut hätte wahrscheinlich in der heutigen Zeit ein Armband für Noomi geknüpft und damit symbolisiert, dass sie mitgeht, egal was kommt. Ein Liebesbeweis. Damals sagte sie: „Verlang nicht von mir, dass ich dich verlasse und umkehre. Wo du hingehst, dort will ich auch hingehen, und wo du lebst, da möchte ich auch leben. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.“ Worte, die ins Herz sprechen. Worte, die einen hohen Wert haben. Das ist Liebe, die Grenzen überschreitet. Rut lässt Noomi nicht gehen, egal was Noomi sagt. Rut weiß, dass sie mehr verbindet als Worte ausdrücken können, deswegen geht sie mit in die Heimat von Noomi. Ich selber liebe es, den Regenbogen am Himmel zu sehen. Für mich ist es ein Versprechen von Gott, der zu mir spricht: „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich. Und wo du bleibst, da bleibe auch ich.“ Der Regenbogen mit all seinen bunten Farben, der mich daran erinnert, wie vielfältig doch all meine Freundschaften sind und wie individuell jede einzelne Person von Gott gemacht worden ist. Eine Erinnerung am Himmel, dass wir alle Teil der Familie sind, dass wir kommen dürfen, so wie wir sind mit unseren Macken und Kanten, unserer Geschichte, unseren Ängsten und unserer Freude. Ein Versprechen am HimTmel, das mir immer wieder aufs Neue zeigt: An Gottes Tisch ist Vielfalt Programm. Ich bin richtig. Ich bin wichtig. Ich gehöre dazu. Wir gehören in unserer Vielfalt als Gottes Familie zusammen. Ev. Lydiagemeinde Dortmund, auf Instagram als just.incredible24 unterwegs. Mir ist wichtig, dass sich Kirche mutig aufmacht und Menschen auf Augenhöhe begegnet, wo sie sind. Schreibe eine Karte oder knüpfe ein Freundschaftsbändchen und bete bewusst für deine Freundin oder deinen Freund. Tageschallenge: Justin Sathiskumar Liebe, die Grenzen überschreitet.

2 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 2,10 Tag 2 Als wir im Sommer 2015 den Sonntags-Gottesdienst verließen, wartete draußen auf uns eine Überraschung. Fünf Buchstaben auf große Kartons geschrieben. Von fünf verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Nationen getragen. Diese fünf Buchstaben waren so angeordnet, dass sie das Wort DANKE bildeten. Damit bedankten sich Dutzende von Flüchtlingen bei der Versöhnungsgemeinde in Iserlohn. Die Bibel erzählt von Rut, die ihre Dankbarkeit und ihr Erstaunen gegenüber Boas ausdrückte. Sie fragte ihn: "Womit habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dass du mir freundlich bist, die ich doch eine Fremde bin?“ Zeitwechsel! Rut ist eine Ausländerin in Juda, eine Moabiterin, die sich bewusst dafür entschieden hat, ihrer Schwiegermutter Noomi zu folgen. Sie ist eine Migrantin, die alles verloren hat und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Ihre Schwiegermutter hilft ihr dabei. Rut glaubt an die Zukunft, auch im Ausland. Sie ergreift die mutige Initiative, auf dem Feld des ihr unbekannten Boas zu arbeiten. Dort wird sie willkommen geheißen, mit Respekt behandelt und bekommt das Recht auf Arbeit garantiert. Die Gastfreundschaft von Boas gegenüber einer Fremden gipfelt in einer Einladung an den Tisch. Rut bewegt sich vom Feld zum Haus, von der Peripherie zum Zentrum, vom Ort des Schattens zum Platz der Sonne. Sie wird eingeladen, an Boas‘ Tisch zu essen. Es entsteht eine Gemeinschaft, in der alle zusammengehören. Die Zukunft der Welt liegt in der Fähigkeit aller, sich gegenseitig willkommen zu heißen und einander die Chance zu geben, in Gemeinschaft zu leben und zu gedeihen. Eine Gemeinschaft, in der die Rechte eines jeden Menschen garantiert sind. In der Unterschiede Faktoren der gegenseitigen Bereicherung und des Segens sind. Eine Gesellschaft wie der Tisch des Herrn Jesus Christus, wo wir alle von Osten und Westen und von Norden und Süden eingeladen und als eine Familie in Christus versammelt sind. Regionalpfarrer des Amts für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung in Westfalen, ursprünglich aus dem Kongo. Überlege, für was du dankbar bist, was fremde Menschen für dich getan haben! Tageschallenge: Dr. Jean-Gottfried Mutombo Eine Zukunft für Rut, eine Fremde in der Fremde

3 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 2, 1-9 Tag 3 Als ich 2015 mit meiner Familie in den Großraum der Hansestadt Hamburg zog, kamen wir zu sechst aus Frankreich. Der neue Alltag sah vertraut aus, wir genossen auf Anhieb die Anerkennung der Kirchengemeinde, der ich nun dienen durfte, und wir wohnten in einer schönen Doppelhaushälfte. Was für eine Liebe, was für ein Luxus, danke Deutschland! Nach einigen Wochen fielen meine Frau und ich abends nur noch erschöpft ins Bett und schliefen gleich ein! Warum? Weil trotz all dem offensichtlich Vertrauten doch alles anders war. Es waren meist nur Details, aber alle Details auf einmal! So leicht wie ich hatte es wohl Rut einst nicht. Dennoch wurde sie nach und nach erfolgreich Teil ihres neuen Lebensumfelds! Der heutige Bibelabschnitt lässt mich einige Schritte erkennen: Rut sucht zuerst Rat (1) bei der bitter entmutigten Noomi, die ihr nur „Geh hin, meine Tochter“ sagen kann. Daraufhin schreitet Rut zur Tat (2), unwissend (3) auf welchem Feld sie sich befindet. Später im Text lobt der Vorarbeiter den Fleiß der Frau (4) und an den Worten von Boas erkennen wir, wie er sich über Rut erkundigt (5), ihr daraufhin Arbeitsabläufe beschreibt (6) und ihr erklärt, wie sie sich gegenüber einheimischen Frauen und Männern zu verhalten hat (7). Klar, einige Fremde oder Fremdgewordene sind so kaputt wie Noomi, andere strebsam wie Rut, Sadeq, Fatma oder Mahdi. Und noch andere gibt es auch. Doch könnte es sein, dass eine oder einer von ihnen demnächst zur Begegnung mit dir bestimmt ist, um den jeweiligen spezifischen Hunger zu stillen? Um Rut einen Weg in der Fremde zu ermöglichen, musste Boas vorübergehend sein Bethlehem verlassen. Das war vielleicht seine Villa? Sein Büro? Seine Routine? Daraus meine ich zu entdecken: Auf den größeren Weg, den Einwanderer:innen, Rückkehrer:innen oder Flüchtlinge geographisch, emotional und kulturell zurücklegen, sollte ab und zu der kürzere Weg der Einheimischen folgen. Was meinst du? Pastor in der Anskar-Kirche Hamburg-West, höchst erfreut über Herausforderungen. Bete, dass du heute eine Person, die eigentlich nicht zu deinem Alltag gehört, als Mitmenschen wahrnimmst. Prüfe am Abend, ob es dir gelungen ist. Tageschallenge: Michel Ertz Gott versorgt im fremden Land

4 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 2, 11+12 Tag 4 Wir sitzen zusammen in interkultureller Runde und lesen gemeinsam die Geschichte von Rut. Wir sind fasziniert. Manche von uns erkennen in ihr die eigenen Vorfahren. Diese haben mit ihrem mutigen Aufbruch in eine neue Welt neue Realitäten geschaffen. Manche von uns erkennen sich selbst. Vor noch nicht allzu langer Zeit sind sie nach Deutschland eingewandert und haben hier ein neues Leben begonnen. An zwei Momenten der Geschichte bleiben wir besonders hängen. Boas sagt zu Rut: „Du hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland verlassen und bist zu einem Volk gezogen, das du nicht kanntest.“ (2,11) Für manche in unserer Runde klingt das nicht nur mutig. Mit welchem Recht verlässt man eigentlich die eigene Familie und die eigene Kultur? Vater und Mutter verlassen, das klingt nicht nur nach „endlich raus aus dem Elternhaus“, sondern auch nach „Vater und Mutter im Stich lassen“. Wenn ich woanders lebe, kann ich nicht mehr für die Meinen da sein. Das ist auch eine schwere Erfahrung für viele von uns. Was ist so bedeutsam, dass es diesen Schritt rechtfertigt? Es ist diese neue Gemeinschaft, die Gott schenkt. In diesem einen Moment, als Rut ihrer einsamen und verlassenen Schwiegermutter unbedingt treuer sein will als allen anderen Menschen ihres Lebens. Wir erinnern uns an Entscheidungen in unserem Leben, die größer und wichtiger waren als unsere Herkunft, unsere Tradition und unsere Kultur. Was bedeutet es, sich auf so ein Wagnis einzulassen? Viele dieser Entscheidungen erschienen im ersten Moment verrückt. Wir wussten vorher noch nicht, ob sie Sinn machen und konnten sie nicht hundertprozentig erklären. Aber wir haben gespürt: unser Leben strebt nach mehr. Wir haben erlebt: Gott öffnet etwas ganz Neues. Und er lässt neue Verbindungen entstehen. Aus Moabiterin und Israelitin, aus Schwiegermutter und Schwiegertochter werden Schwestern und Freundinnen. Ähnlich haben wir es auch miteinander erlebt. Boas sagt zu Rut: „Dein Lohn möge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest.“ (2,12) Die großen Entscheidungen unseres Lebens fällen wir in kleinen Momenten. Wir fällen sie aus Treue zu anderen, die Gott in unser Leben stellt. Wir fällen sie aus dem Wunsch, dass unser Leben mehr bereithält als das, was wir schon kennen. Am Ende finden wir uns nicht nur an neuen Orten und in neuen Situationen wieder. Wir finden auch ein neues Zuhause unter den segnenden Flügeln eines Gottes, der die ganze Welt sein eigen nennt. Dieses größere Zuhause wünschen wir auch denen, die wir auf unserem Weg zurücklassen mussten. www.himmelsfels.de Welche Entscheidungen in deinem Leben haben dir alles abverlangt? Wohin haben sie dich getragen? Tageschallenge: Himmelsfels-Gemeinschaft Einander segnen – nicht selbstverständlich

5 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 2 Tag 5 Auf keinen Fall auf Hilfe angewiesen sein! Das ist so demütigend! Abhängig sein vom Wohlwollen anderer, die sich womöglich auch noch als Retter:innen aufspielen – in so eine Lage möchte ich nie geraten! Rut und Noomi sind auf Hilfe angewiesen. Sie kommen in Bethlehem an, als gerade die Ernte begonnen hat. Sie haben nichts gesät, also können sie auch nicht ernten. Das bedeutet Hunger, sie haben kein Einkommen. Aber Gott hat Israel ein Gesetz gegeben: Was beim Binden der Ähren runterfällt, muss liegen bleiben! Das dürfen die aufheben, die sonst nichts zum Essen haben. Dieses Gesetz nutzt Rut. Auf den Feldern von Boas geht sie hinter den Erntearbeiter:innen her und hebt auf, was liegen geblieben ist. Boas sieht sie arbeiten und spricht sie an: Sie soll auf seinen Feldern bleiben; er hat den Arbeiter:innen verboten, sie zu belästigen. Und mehr noch: Er gibt seinen Arbeiter:innen den Auftrag, extra viel für Rut liegen zu lassen. Boas spielt sich nicht als Retter auf. Er bringt nicht einen Sack Getreide bei Rut und Noomi vorbei und macht ein Selfie davon. Stattdessen sorgt er still und leise dafür, dass bei Ruts Arbeit genug herumkommt, dass sie davon leben kann. Rut ist jung, Ausländerin, Witwe – sie könnte sich nicht gegen Übergriffe wehren. Aber Boas hilft ihr, ohne sie zu demütigen. Er wahrt ihre Würde. Zwischen denen, die helfen, und denen, denen geholfen wird, gibt es ein Gefälle. Wer wirklich helfen will, nutzt das nicht aus. Segnen heißt: die Würde der Bedürftigen anerkennen. Sie nicht klein zu machen. Dann kann der Segen zurückfließen. So wie bei Rut und Boas: Die beiden werden ein Paar. Evangelische Pastorin und Leiterin der Abteilung Evangelisation der Vereinten Evangelischen Mission. Nach 12 Jahren in China steht in ihrer Speisekammer immer ein 18kg-Sack Reis. Hilf heute jemandem so, dass er oder sie es nicht merkt. Tageschallenge: Dr. Claudia Währisch-Oblau Einander segnen – Teil 2

6 „Geschenkt“ - Ein Segen füreinander Rut 4,13-22 Tag 6 Die Geburt von Obed ist der Beginn vom Stammbaum Isais, aus dem dann auch der Messias Jesus stammt. Heute lenke ich den Blick auf die Bedeutung der Namen in dieser Geschichte. Wir geben unseren Kindern Namen und fragen uns dabei – passt der Name zu diesem Kind? Welche Motive und welche Werte bestimmen unsere Entscheidung? Rut ist moabitisch und heißt „die schlichte Gottesdienerin“. Noomi bedeutet „die Angenehme“. Orpa „die man von hinten sieht“ – das bedeutet, sie wird andere Wege gehen. Und der „Löser“ ist der Goel, das steht auch für den Erlöser Jesus. Was bedeutet dein Name? Was hat sich bei dir mit deinem Namen entwickelt? Wie hängt das mit deinem ganz persönlichen Charakter zusammen? „Nomen est omen“ bedeutet „der Name ist ein Zeichen“. Das zeigt die Geschichte von Rut. Es ist eine Geschichte, in der Gott fast nicht erwähnt wird, und doch erzählt sie vom Zusammenspiel von Gottes Heilsgeschichte und menschlicher Geschichte. Tragödie und Loyalität sind die Fäden, die hier von Gott zu einem wunderbaren Stoff verwebt werden. Dein Gott ist mein Gott. Das genügt als Credo, als Bekenntnis, in dieser Geschichte für Gottes Gegenwart. Gerade in unserer Alltäglichkeit bleibt Gott der treue Gott. Jahwe heißt ja eben „ich bin, der ich bin“ – der Schöpfer deines Lebens und der dich bei deinem Namen gerufen hat. 58 Jahre alt, verheiratet, drei erwachsene Kinder, wohnhaft in Wuppertal. Seit 2000 beim CVJM Landesverband Westbund angestellt als CVJM Sekretär mit den Schwerpunkten Vereinsbegleitung, Bildung und internationale Projekte. Was bedeutet dein Name? Frage heute eine andere Person, was ihr Name bedeutet und kommt darüber ins Gespräch. Tageschallenge: Markus Rapsch Gottes Geschichte

7 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Epheser 2,14 „[Christus] selbst ist unser Friede, der aus beiden, Fernen und Nahen, eine Einheit gemacht und durch sein körperliches Sterben die Mauer der Feindschaft niedergebrochen hat.“ (NeÜ) Der Glaube an Jesus Christus vereint Menschen. Die frühchristliche Bewegung war vielfältig. Die Gemeinden bestanden aus Juden, Griechen, Römern und Menschen mit zahlreichen unterschiedlichen Hintergründen, Kulturen und Sprachen. Obwohl die frühchristliche Kirche sehr vielfältig war, hatten sie eines gemeinsam: den Glauben an Jesus Christus. Der Tod Jesu Christi am Kreuz heilte nicht nur die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Wir können als Menschen einander lieben, weil Jesus Christus uns zuerst geliebt hat. Er hat uns am Kreuz seine Liebe offenbart. So wird auch die Trennung zwischen den Menschen in Jesus Christus überwunden. Hier müssen wir genau auf die Formulierung in unserem Bibeltext achten: Jesus Christus selbst ist unser Friede. Das bedeutet, dass die Versöhnung zwischen Menschen ohne die Liebe und den Frieden Jesu Christi nicht möglich ist. Nur durch seine Liebe ist die Einheit zwischen Menschen überhaupt möglich. Der Glaube an Jesus Christus verbindet. Durch unseren gemeinsamen Glauben an Jesus Christus werden Fremde zu Freund:innen. Vielfalt prägte die Kirche von Anfang an. Unsere unterschiedlichen Gaben, Talente und Hintergründe ermöglichen es uns, der Einheit in Christus zu dienen. Wie Christus uns seinen Körper für uns dahingab, so werden wir alle Glieder eines Körpers. Dieses bunte Mosaik muss immer wieder von uns umarmt werden. Ich glaube, das ist es, was Jesus Christus von seiner Kirche will. Wenn wir die Einheit bekennen, müssen wir sie auch leben. Wir müssen weiterhin nach Möglichkeiten suchen, Einheit und Zusammenarbeit zu fördern. Gläubige müssen sich über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg die Hände reichen, um die Not in der Welt aktiv zu lindern. Alleine schaffen wir das nicht, sondern durch die Gnade Jesu Christi und in Verbindung miteinander. Praktikantin im pastoralen Dienst in der FeG Wuppertal-Vohwinkel. Vorher Pfarrerin in der NHKA, Südafrika mit Doktorabschluss an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Überlege dir eine Aktion, wo du heute über kulturelle oder sprachliche Grenzen hinweg jemandem die Hände reichen kannst. Tageschallenge: Dr. Elritia Le Roux Tag 8 Vereint in Christus

8 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Epheser 2,15 „Durch seinen Tod hat er dem Gesetz mit seinen Geboten und Verordnungen ein Ende bereitet und dadurch Frieden gestiftet, indem er beide in sich zu einem einzigen neuen Menschen schuf.“ (NLB) Es gibt so viele Konflikte in der Welt, für die es keine Lösung zu geben scheint. Dass jüdische und nicht-jüdische Menschen überhaupt irgendwie Gemeinschaft haben konnten, war einfach unvorstellbar. Nach der Himmelfahrt von Jesus wurde die gute Nachricht von seiner Auferstehung in der ganzen Welt weitererzählt. Die jüdischen Menschen, die an Jesus glaubten, hatten gehört, dass man sich an die Regeln aus dem Gesetz halten muss, um mit Gott im Reinen zu sein. Jesus hatte sie von diesem Zwang befreit. Er hat das Gesetz für uns alle erfüllt. Er hat uns mit Gott ins Reine gebracht, und so können wir den Frieden mit Gott genießen. Das soll uns auch mit unseren Mitmenschen ins Reine bringen. Die jüdischen Menschen, die an Jesus glaubten, mussten sich dazu überwinden, mit anderen Menschen Gemeinschaft zu pflegen. Gemeinschaft bedeutet auch miteinander zu essen. Das war sehr schwierig, denn ihre kultischen Vorschriften für das Essen waren sehr streng. Im Neuen Testament wird sehr deutlich, dass die Speisegebote die Gemeinschaft der Christ:innen untereinander nicht stören sollte. Vor vielen Jahren erlebte ich in China zum ersten Mal eine für mich neue Form von Gebetsgemeinschaft. Auf einmal fingen alle an, gleichzeitig laut zu beten. „Chaos pur!“ dachte ich. Ich fühlte mich unwohl. Die nächsten Male akzeptierte ich es als andere Form, aber es war immer noch nichts für mich. Ich konnte ja keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn mitbeten. Irgendwann fasste ich den Mut, selber auch laut zu beten. Ich merkte, dass ich mich so auf meine eigene Stimme und damit auch auf mein eigenes Gebet konzentrieren konnte. Es ist nicht zu meiner Lieblingsform von gemeinsamen Gebet geworden, aber ich habe gelernt, damit umzugehen und mitzumachen. Gehört zum Global Local Team. Er hat viele Jahre in China gelebt, liebt verschiedene Sprachen und Kulturen und möchte diese Liebe weitergeben. Überlege dir, welche Praxis anderer Christ:innen dich bereichern kann. Tageschallenge: Fred Eick Tag 9 Frieden leben – wenn mich etwas stört

9 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Markus 15,37-38 „Zutritt verboten!“ – Unsere beiden Grundstücke sind durch einen Zaun getrennt. Wir unterhalten uns über den Maschendraht hinweg. Wir grüßen einander. Hundeleckerlis werden durch die Zaunritzen unserem Labradormix zugesteckt. Dann - es war letzten Sommer - direkt an der Sitzecke fehlt ein Stück Maschendraht. Nur eine Topfpflanze ist in die Lücke geschoben, damit unser Hund nicht wegläuft. Sie ist einfach zu verschieben. Nun sitzen wir immer mal wieder beieinander. Manchmal nur ganz kurz. Dann aber auch länger für ein kühles Helles. „Zutritt verboten!“ – Das Allerheiligste im Tempel in Jerusalem verbarg sich hinter dem schweren Vorhang. Einen noch heiligeren Ort gab es für Gläubige nicht. Kein normaler Mensch durfte dorthin. Hinter dem Vorhang war der Ort der Gegenwart Gottes. Nur der Hohepriester durfte Gott persönlich begegnen, und das auch nur einmal im Jahr. Ein Ort - nicht für dich. „Zutritt verboten!“ - Als Jesus starb, wurde alles anders. Markus schreibt in seinem Evangelium: „Jesus schrie laut auf und starb. Da zerriss der Vorhang vor dem Allerheiligsten im Tempel von oben bis unten.“ (Markus 15,37-38) Der Todesschrei von Jesus wird zum Siegesschrei. Der Tod von Jesus am Kreuz hat die Barriere zwischen heilig und unheilig überwunden. Gott selbst hängt in Jesus am Kreuz auf Golgatha und macht der lieblosen Trennung ein Ende. Dort geschieht Versöhnung. Gott sagt: „Ich bin bei dir! Uns beide, dich Mensch und mich Gott, trennt nichts mehr. Nimm das als Vorbild: Öffne auch du dein Leben in Liebe ohne Vorbehalte für deinen Nächsten. Er ist MENSCH - wie DU und ICH.“ Pfarrer im Rheinischen Dienst für Internationale Oekumene der EKiR; genießt interkulturelle Begegnungen und ist der Überzeugung: lokaler Glaube braucht die globale Perspektive Achte auf „Zaunlücken“ zu anderen Menschen. Welche Begegnung wird hier möglich? Nimm die Unterschiedlichkeit der Menschen wahr und bete für sie. Tageschallenge: Matthias Schmid Tag 10 Zutritt verboten

10 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Epheser 2,17 und Johannes 14,27 “Er ist in diese Welt gekommen und hat Frieden verkündet – Frieden für euch, die ihr fern von Gott wart, und Frieden für die, die das Vorrecht hatten, in seiner Nähe zu sein.” (NGÜ) Ich bin der festen Überzeugung, dass Frieden das Wichtigste von allem ist, was wir brauchen. Oft bitten wir Gott zuerst um seine göttliche Versorgung, Schutz, Kraft und Wohlstand. Doch wir können all dies haben und innerlich unruhig bleiben. Frieden ist nicht das gleiche wie Glück. Glück wird durch Dinge von außen beeinflusst, aber Frieden kommt aus unserem Herzen. Jesus ist der „Friedefürst“. Wenn wir uns ihm anvertrauen, empfangen wir seinen göttlichen Frieden. Diesen kann kein schickes Auto, keine gutaussehende Ehepartnerin oder kein gutaussehender Ehepartner und keine lukrative Position ersetzen. Jesus sagt: „Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst! (Johannes 14,27) Es gibt wohlmeinende Menschen, Politiker:innen und große Organisationen wie die UN, die sich sehr bemühen, Frieden in der Welt zu stiften. Doch was sie erreichen können, ist begrenzt. Warum ist das so? - Du kannst nicht geben, was du nicht hast. Wir Menschen sind eigennützig und darum sind all unsere Bemühungen ebenfalls von einem gewissen Eigennutz geprägt. Nur Jesus kann hier einen Unterschied machen. Jesus zeigt uns durch sein eigenes Beispiel, dass es nötig ist, unser absolut Bestes zu geben, wenn wir gute Ergebnisse sehen wollen. - Frieden kommt nicht über Nacht. Als ich als immigrierter Pastor meine Gemeinde in Berlin gründete, spürte ich, dass die Menschen in der Nachbarschaft wenig gemeinsam hatten. Ich betete für sie und erkannte Gottes Willen, dass ich wie Jesus auf sie zugehen sollte. Darum sprach ich mit den Politiker:innen im Bezirk, anderen Verantwortlichen sowie den Leiter:innen der benachbarten Kirchen. Ich lud alle zu einem jährlichen Nachbarschaftsfest ein mit Gegrilltem und internationalem Büffet. Alle freuten sich über die gute Gemeinschaft, die entstand, und ich konnte Menschen in unsere Kirche einladen, um ihnen von Jesus zu erzählen. aus Nigeria, Pastor der Miracle Harvest Church e.V. in Berlin/ Soldiner Kiez Trag heute deinen Teil bei, damit Frieden um dich herum entsteht. Beende einen Streit, nimm jemanden in die Arme oder mache ein Kompliment. Tageschallenge: Bismarck Mpieri Tag 11 Frieden für alle

11 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Epheser 2,18 1+1+1=1. Unter diesem Titel hat eine Freundin von mir ihre Masterarbeit geschrieben. Mathematisch gesehen ist es Unsinn. Aber vielleicht ist es gar nicht so falsch. Denken wir mal nicht in Zahlen, sondern abstrakter. Die Gleichung spricht zu uns von etwas, das verbunden ist, miteinander, untereinander, in alle Richtungen. „Durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater.“ (Epheser 2,18, LÜ) Dieser Vers schafft einen Dreiklang, eine Dreieinigkeit. Was soll das eigentlich, dieser eine Gott, der zugleich irgendwie auch drei ist. 1+1+1=1, mathematisch falsch, aber lebendig richtig. Und eigentlich geht es sogar noch weiter. Wenn wir genau lesen, dann gibt es da noch „wir“, „alle“, „beide“. ∞x1+1 Unendlich mal eins plus eins. Verwirrend, diese mathematischen Gleichungen. Betrachten wir es einmal anders. Ich bin viel unterwegs, treffe Menschen von überallher, die überall hingehen. Man könnte meinen, es sind die vielen neuen Eindrücke, die Bekanntschaften, die Länder, Städte und Sprachen, die mich begeistern. Aber das, was mich noch stärker berührt, sind die Momente, in denen ich mich verbunden fühle. Eine neue Stadt, Stimmen und Laute, die mir unbekannt sind. Ich blicke auf. Ein simples Schild hängt zwischen den Bäumen. Dort steht: There is more. Mein Herz wird warm und ich spüre, wie verbunden ich bin. Verbunden mit all den Menschen überall, verbunden mit der Welt und über diese hinaus. There is more. Mehr als Plusrechnung, aber zugleich zählt nur Eines. Etwas, was man nicht mathematisch erklären kann, was verbindet, mit Gott, mit Jesus, mit dem heiligen Geist, mit der Welt und über diese hinaus. Etwas, das alle Logik der Mathematik übersteigt, das einfacher ist als jede Rechnung. Weil man nicht rechnen braucht, um zu spüren. Wenn wir aufhören zu rechnen, wenn wir aufhören, Menschen als Zahlen zu sehen und stattdessen unseren Blick auf das richten, was am Ende herauskommt: Eins. Alles in allem und jedes in jedem, verbunden durch das, was man auf natürliche Rechenart nicht teilen kann. Verbunden durch Gott der drei in eins ist. Spiritualität, Taizé, Ökumene Nimm dir einen Moment. Fokussiere dich auf Gott. Er schenkt uns Einheit. Hör genau hin! Schau genau hin! Lebe genau hin! Tageschallenge: Ina Lurweg Tag 12 #connected

12 „Leibhaftig“ – Das Evangelium vereint Epheser 2,19 Kennt ihr die Hugenott:innen? Protestantische Christ:innen, die im 16. Jahrhundert in Frankreich lebten. Ihr Name leitet sich von dem niederländischen Wort "Huisgenooten" (deutsch "Hausgenossen") ab. Sie mussten sich geheim in Häusern treffen, wo sie nicht beobachtet wurden, weil die katholische Regierung sie verfolgte. Allerdings gingen protestantische Gruppen in den "Hugenottenkriegen" ebenso gewaltsam gegen Katholik:innen vor. Auch im Epheserbrief lesen wir das Wort "Hausgenossen". Aber in einer weitergehenden Bedeutung. „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ (Epheser 2,19) Weil Gott in Jesus zu den Menschen kommt, sind wir alle Hausgenoss:innen Gottes, können in seinem Haus leben. Bei und mit Gott. Und bei und mit unseren Mitmenschen. Egal, wo und wie sie leben, wo und wie sie sind, welches Alter, Geschlecht, Aussehen sie haben. Gott will, dass wir zusammen und nicht gegeneinander sind. In dem großen Haus der Heiligen. Heilige sind nach biblischem Verständnis die von Gott geliebten Menschen. Alle! Alle sind durch seine Liebe geheiligt. Gott möchte, dass wir alle Hausgenoss:innen sind. Dass Unterschiede uns nicht trennen. Dass wir nicht auf das sehen, was anders ist und uns vielleicht zunächst fremd erscheint. Sondern in dem Anderen den und das erkennen, in dem Gott uns begegnen und bereichern will. Lasst uns deshalb das Haus einrichten, in dem wir alle mit Gott leben dürfen. Lasst uns voneinander lernen und uns gegenseitig da (unter)stützen, wo Menschen es brauchen - lokal und global. Wuppertal, Präses der Evangelischen Allianz Niederrhein-Ruhr-Südems und Mitglied des leitenden Arbeitskreises von "Micha Deutschland" (Netzwerk von leitenden Vertreter:innen christlicher Werke in der Entwicklungszusammenarbeit und christlichen Gemeinschaftsverbänden und Kirchen). Stelle dir jeden Menschen, dem du heute begegnest, so vor, als lebtest du mit ihm zusammen in einem Haus, in dem Gott der Hausherr ist, der euch allen Raum gibt, aber euch auch zu gemeinsamem Leben und Handeln aufruft. Tageschallenge: Michael Voss Tag 13 Hausgenossen Gottes und der Menschen

13 „Offen“ – Gott fordert heraus Apostelgeschichte 10,14 „Aber Petrus antwortete: »Auf keinen Fall, Herr! Noch nie habe ich etwas Verbotenes oder Unreines gegessen.“ (GNB) Petrus ist von der Vision überrascht, ja überfordert. „Dieses unreine Zeugs hab ich noch nie gegessen“, ruft er voll Abscheu. Damit meint er eigentlich: „Das hab ich noch nie gemacht. Einfach ins Haus eines nicht jüdischen Menschen gehen, mit ihnen am Tisch sitzen. So was macht man nicht bei uns Jüdinnen und Juden nicht“. Da ist eine innere Barriere da. Aber genau die will Gott brechen. Man erzählt, ein amerikanischer Journalist begleitete Mutter Theresa auf den Straßen Kalkuttas. Dort erbarmt sie sich eines alten Menschen auf der Straße. Sie versorgt seine stinkende Wunde. Dem Journalisten ist das zu viel. „Nicht für eine Million Dollar würde ich so was tun!“ ruft er spontan aus. Mutter Theresa schaut ihm in die Augen. Und dann sagt sie: „Ich auch nicht.“ Und nach einer Pause: „Ich tue es für Gott“. So platt das klingt, wirkliche Liebe überwindet innere Barrieren. Sie überwindet das Unbehagen, die emotionale Abscheu vor dem Fremden und auch die verdammte Bequemlichkeit. Zu lieben heißt schlicht, ganz beim anderen sein. Selbstlos, also sich selber los sein, den anderen aufs Herz nehmen. Liebe macht barrierefrei. Nein, es gibt kein besseres Beispiel als Jesus. Welche Anstandsschranke hat er nicht durchbrochen? Bei der samaritanischen Frau. Den verhassten Zolleintreibern. Den Prostituierten. Den Leprakranken. Wirkliche Liebe ist eben nicht nur lieb. Sie geht ins Risiko. Sie sieht beim Anderen nicht nur Erbärmlichkeit wie der Journalist. Sie wird gepackt vom Erbarmen für andere. „Das habe ich noch nie gemacht. Aber heute mache ich es einfach.“ Herrenberg, Landesreferent im Ev. Jugendwerk, verheiratet. Vier erwachsene Kinder, die mehr interkulturelle Erfahrung haben als er. So gehören inzwischen auch iranische und afghanische Freund:innen zur Familie. Sei heute zu 2-3 Menschen freundlich. Grüße sie oder tue ihnen etwas Gutes. Gerade Menschen, die dir spontan fremd vorkommen oder vielleicht zunächst Angst einflößen. Tageschallenge: Reinhold Krebs Tag 15 Das hab ich noch nie gemacht...!

14 „Offen“ – Gott fordert heraus Apostelgeschichte 10,28 Im Morgengrauen bin ich in einer indischen Kleinstadt unterwegs. Etliche Menschen gehen bereits auf ihre Reisfelder. Am Marktplatz sammeln Straßenkehrer:innen den Müll auf. In der Gosse bemerke ich braune Tonscherben, zücke die Kamera und halte die Szene fest. Gleich bin ich von Passant:innen umringt, die wissen wollen, was ich hier tue. Ich frage nach den Scherben und erhalte eine unbestimmte Antwort. Hier haben Dalits einen Tee gekauft. Sie bekamen einen Wegwerfbecher, der anschließend zerschlagen wurde. Nach der Tradition wird das Gefäß durch die Lippen eines „Unberührbaren“ dermaßen verunreinigt, dass es durch nichts mehr zu reinigen ist. Petrus hatte vor 2000 Jahren das gleiche Problem. Als Jude würde er niemals das Haus eines Heiden betreten. Erst recht nicht das Haus von einem römischen Offizier. Er ist der Vertreter der brutalen Besatzungsmacht. Durch eine Vision fordert Gottes Geist ihn gerade dazu auf. Er muss seinen tiefen Ekel überwinden und macht sich auf den Weg. Dann bekennt er vor Cornelius und seinem versammelten Haushalt: „Gott hat mir gezeigt, keinen Menschen als unrein oder unberührbar zu betrachten.“ (Apg. 10,28) Und keine kulturelle Distanz ist größer als die zwischen dem jüdischen Gottesvolk und den nicht-jüdischen Völkern. Nicht weit vom Marktplatz in Indien entfernt liegt ein kleines christliches Krankenhaus, in dem Menschen aller sozialen Schichten medizinisch und seelsorgerlich betreut werden. Ein Leuchtturm der Liebe Gottes. Durch seinen Dienst sind in dieser Region in den letzten Jahren 200 kleine Hausgemeinden entstanden. Der „Unberührbare“ lebt nicht nur in Indien, sondern auch ganz nahe bei mir. Wen meide ich im Alltag? Und warum? Weil jemand so anders reagiert, kommuniziert, so andere Gewohnheiten hat? Weil ich mit einer ähnlichen Person früher mal ganz schlimme Erfahrungen gemacht habe? verheiratet, 3 erwachsene Kinder, 4 Enkel. Physiker, lehrte und forschte an Universitäten in Deutschland, Ägypten und Saudi-Arabien. Er hat eine Leidenschaft für Jesus und ein großes Herz für Menschen aus allen Nationen. Geh heute bewusst auf eine Person zu, rufe sie an oder schreibe ihr eine Text-Message! Tageschallenge: Detlef Blöcher Tag 16 Keinen Menschen meiden

15 „Offen“ – Gott fordert heraus Apostelgeschichte 10,34-35 Da erwiderte Petrus: »Jetzt weiß ich, dass es wahr ist: Gott macht keine Unterschiede zwischen den Menschen. In jedem Volk nimmt er jene an, die ihn achten und tun, was gerecht ist.« (Neues Leben) „Möchtest du mal unseren Gottesdienst besuchen?“ Keine Frage, darin habe ich Übung, bin routiniert und kenne alle Variationen. Die kirchlichen Feste, wie Weihnachten oder Ostern, Taufgottesdienste und Jugendgottesdienste. Und trotzdem wurde ich komplett überrascht. Der Gottesdienst der Presbyterian Church of Ghana mitten in Stuttgart im Schwabenländle hat mich wortwörtlich aus dem Stuhl gerissen. Es blieb nicht nur beim mitreißenden Lobpreis. Plötzlich stand die ganze Gemeinde und tanzte. Schnell war eine Polonaise gebildet und ich mittendrin in der Menschenkette. Ich fühlte mich im Vertrauten auf einmal fremd. Ich fragte mich: Ob dieses Tanzen in meiner vietnamesischen Heimatgemeinde ähnlich gut funktionieren würde? Wen wir damit wohl vor den Kopf stoßen würden? Ich war mir mitten in der Polonaise allerdings ganz sicher, dass Gott in dem Moment mit uns durch den Gottesdienstsaal getanzt ist. Tanzen für und mit Gott. In der Bibel lesen wir von tanzenden Menschen. Sie tanzten voller Freude zum Lobe Gottes, aus Hingabe für Gott und seine Werke. Ich war äußerlich und innerlich bewegt davon, wie lebendig diese Geschichten noch heute sind in der ghanaischen Gemeinde. Ich war erstaunt, wie anders es sich dennoch für mich anfühlte, wenn plötzlich mit einer gewohnten Gottesdiensterwartung gebrochen wird. Wir feiern zusammen denselben Gott. Aber es fühlte sich so an, als ob ich diese Seite von Gott neu entdeckte. Und mir kam die Erkenntnis, dass er sonntags woanders mit anderen Menschen anders feiert als mit mir. In anderen Ländern und Kulturen, anderen Gemeinden und Gottesdiensten, entdecke ich neue Seiten von Gott. Gott klettert immer wieder aus der Schublade, in der ich ihn zu gerne stecken würde. Er möchte immer wieder von mir gesucht, gefunden und neu erkannt werden. Gott durch die Augen von anderen zu sehen, erleichtert diesen Prozess dabei ungemein und hilft mir mit meinem Glauben in Bewegung zu bleiben. Engagiert in den Evangelisch-Vietnamesischen Tin-Lanh Gemeinden in Deutschland, großes Herz für die evangelische Jugendarbeit, Weltbürgerin Tageschallenge: Thai An Vu Schreibe zwei Dinge auf, die du von Christ:innen aus anderen Kulturen gelernt hast. (Und, falls du willst, hör dir den Song „I could sing of your love forever” an. Setze um, was der Song in der Bridge so ausdrückt: „Oh I feel like dancing - It's foolishness I know - But when the world has seen the light - They will dance with joy like we're dancing now, yeah…”) Tag 17 Gott ist ein Tänzer

16 „Offen“ – Gott fordert heraus Apostelgeschichte 10,6 Vom Dichter Christian Morgenstern stammt der Satz: “Sag mir wie du lebst und ich sage dir, wer du bist.“ Schon als Kind habe ich es geliebt, bei anderen Familien willkommen geheißen zu werden. Zu sehen, wo sie wohnen, was sie essen, wie sie leben. Jede Familie hatte ihren ganz eigenen Geruch. Bei Schmidts roch es nach frischer Wäsche, bei Familie Karahamza nach leckerem Essen, bei Familie Seifert nach Zigarettenrauch. Das persönliche Zuhause ist immer auch eine Art Selbstoffenbarung. Auf den Fotos an deiner Wand sehe ich ein Stück deiner persönlichen Geschichte. Die Einrichtung des Hauses erzählt etwas über deinen Geschmack und verrät, was dir wichtig ist. Eine Einladung zu dir nach Hause beinhaltet die Einladung, MEHR von dir kennenzulernen. Was für eine Ehre, bei dir zu Hause willkommen geheißen zu werden! Petrus “wohnt als Gast bei dem Gerber Simon, der ein Haus am Meer hat.” (Apg 10,6) Das Interessante und Erwähnenswerte an Simons Haus ist der Ort, an dem es steht. Man kann es gar nicht getrennt von seiner Umgebung betrachten. Ein Haus am Meer. Jeder Mensch ist umgeben von einem persönlichen Meer aus Prägungen, Verpflichtungen und Wünschen. Von einem Meer aus Einflüssen, Erlebnissen, Interessen, Ängsten und Ansichten. Manches ist an der Oberfläche sichtbar. Anderes befindet sich verborgen in der Tiefe. Da finden sich prächtige Korallenriffe, aber auch das ein oder andere zerbrochene Wrack. Vielleicht hilft mir dieses Bild im Alltag bei der Begegnung mit anderen: In meinem Gegenüber “ein Haus am Meer” zu sehen. Diese Haltung macht neugierig auf das “Mehr” im und hinter dem Haus. Was verbirgt sich wohl unterhalb der Oberfläche, jenseits meiner Vorurteile und bisheriger Erfahrungen? Herausfinden lässt sich das, indem wir Menschen willkommen heißen oder selbst bei anderen willkommen geheißen werden, also einander einladen. Willkommen in meinem Zuhause am MEHR! Referentin für geistliches Leben und Studierendenbegleitung an der CVJM-Hochschule in Kassel, wohnt in einem Haus am goldenen Weizenfeld-Meer. Lade in den kommenden Tagen jemand ein oder mache einen Besuch! Das ist ein Zeichen von Ehre und Wertschätzung. Tageschallenge: Tabea Wichern Tag 18 Willkommen im Haus am „Mehr“!

17 „Offen“ – Gott fordert heraus Apostelgeschichte 10,45 „Die jüdischen Gläubigen, die mit Petrus gekommen waren, staunten, dass Gott auch Nichtjuden den Heiligen Geist schenkte.“ (Neues Leben) 2005 kam ich zum ersten Mal nach Deutschland als Teil eines Jugendprojekts. Wir wollten deutsche Jugendliche durch Musik erreichen. Damals habe ich das nicht als missionarische Arbeit wahrgenommen. Ich wollte singen, Musik machen und mein Talent, mit anderen teilen. Wir besuchten viele Gemeinden auf unserer Tour. Wir arbeiteten mit unseren deutschen Kolleg:innen zusammen, aßen miteinander, musizierten, beteten, sangen Anbetungsmusik und standen gemeinsam auf der Bühne. Während wir verschiedene Orte in Brandenburg besuchten, verbreiteten wir Freude in den Gemeinden. Wir sangen und erzählten persönliche Glaubensgeschichten. Eine der Geschichten handelte von dem ersten Missionar, der nach Kenia kam. Wir sagten den Zuhörenden, dass wir uns verpflichtet fühlten, nach Deutschland zu kommen und Danke zu sagen. Dass wir durch unsere Begeisterung und durch die Anbetung bezeugen wollten, dass die Deutschen einen Einfluss auf das Christentum in Kenia hatten. Indem wir nach Deutschland kamen wollten wir etwas, zurückgeben. Wir wollten das Evangelium, das uns gebracht wurde, zurückbringen. Zwei Dinge sind wahr in Bezug auf Mission. Das erste ist, dass die Kirche nicht ihre eigene Mission hat, sondern sie ist Teil von Gottes Mission. Wir als der Leib Christi dienen der Mission Gottes. Das zweite ist, dass Mission kein Job für eine spezielle Kategorie von Menschen ist. sondern eine lebenslange Berufung. Weil es immer noch Menschen gibt, die nicht mit der rettenden Gnade des Herrn Jesus Christus in Berührung gekommen sind. Wir können die gute Botschaft des Evangeliums zu den Menschen bringen, die sie hören müssen. Mission ist ein Teil unserer Identität. Sie ist nicht ein Projekt oder ein Programm. Wir müssen nicht warten, bis ein Aufruf von der Kanzel kommt. Wir sollten uns fragen: "Was habe ich in meinen Händen, das anderen helfen kann, Gott zu erfahren? Wie kann mein Leben ein Beispiel dafür sein, was die Gnade Gottes bedeutet?“ Sänger/Songwriter aus Nairobi, Kenia, Jugendpastor an der Stadtkirche Wittenberg und Teil des EKM Erprobungsraumes "Musikgemeinde Wittenberg" Er ist verheiratet und Vater von zwei Mädchen. Bitte heute Gott, dass er es dir ermöglicht, seine Liebe durch dich weiterzugeben! Und dass er dir zeigt, wie. Tageschallenge: Frank Koine Tag 19 Sei Teil von Gottes Mission

18 „Offen“ – Gott fordert heraus Apostelgeschichte 11,4 Petrus muss sich rechtfertigen. Er hat die – gottgegebenen! – Grenzen der „Glaubenden“ überschritten und sich mit Heid:innen zusammen an den Tisch gesetzt. Aber wie bringt man den Geschwistern bei, was einem Gott gezeigt hat? Mit messerscharfer Argumentation, mit viel Theologie? Petrus ist Fischer. Ein praktischer, zupackender Mensch. Während man Fische mit der Realität von Netzen fängt, überzeugt man Menschen mit der Realität dessen, was Gott tut. Und so erzählt Petrus. Nicht davon, wie toll er ist, er, der Fels! Sondern wie toll Jesus ist. Wie Jesus ihn, den eingefleischten Skeptiker, zu Kornelius und über seine eigenen Grenzen hinausgeführt hat. Da fällt mir Mustafa ein. Seine Begeisterung steckt an, wenn er erzählt: Geboren in der Türkei in einer gutsituierten Familie. Sein Leben war ein wilder Ritt: Sympathisant von revolutionären Ideen, abgebrochenes Studium, Koch in Saudi-Arabien. Und dann hatte er einen Traum während seines Militärdienstes: „Ich sah einen Engel, der zu mir sagte: Hab keine Angst, komm einfach mit mir! Er hob mich hoch. Wir kamen bis zum Himmel, in unbeschreibliche Schönheit und Ruhe. Der auf dem Thron saß, schickte mich auf die Erde – mitten hinein in das Chaos einer Folterung und Kreuzigung.“ Mustafa sah und erlebte Kreuzigung und Tod von Jesus mit. Seine Schilderung liest sich wie das Drehbuch eines Jesus-Films, bis in kleinste Details hinein. Über diesen Traum war er so verwirrt, dass er zum Militärarzt ging. Einige Jahre später, nach zerplatzten Träumen, orientierungslos in einer deutschen Asylunterkunft, muss er Bücher sortieren. Eine türkische Bibel ist dabei. Mustafa schlägt sie auf, bei Johannes 19. Und er liest genau das, was er in der Vision damals gesehen hatte. Dann nimmt ihn ein Deutscher zum internationalen Gottesdienst mit und er trifft auf einen irakischen Christen. Mustafa wird getauft. Und nun sprudelt er über vor Begeisterung für „Immanuel, Gott mit uns, ganz bei uns“. Er nimmt mich mit in diese Nähe von Jesus. So viel Leben wird spürbar. Ja, wenn Gott es schafft, in eine türkische Armeekaserne „einzudringen“ – dann gibt es kein Halten mehr. Weissach im Tal, Interkulturell verheiratet, 5 Kinder. Lebt und arbeitet in und mit der Arabischen Evang. Gemeinde und leitet das Evang. Salam-Center. Überlege dir, wo du Gott besonders erlebt hast. Kannst du es Außenstehenden mitreißend und verständlich erzählen? Tageschallenge: Heidi Josua Die Geschichte von Mustafa findet sich in: Heidi Josua: Mein neues Leben. Christus begegnet Muslimen. Leipzig 2019, S. 84-97. 1 Tag 20 Erzählen, was Gott getan hat

19 „Beieinander“ – Tischgemeinschaft für alle Galater 2,11-14 Oft fragen wir uns: Wie weit soll ich gehen, wenn ich mich bemühe, Gutes zu tun? Stehen das Wohlbefinden und Glück meiner Mitmenschen immer über meinem eigenen? So etwas könnte auch Petrus durch den Kopf gegangen sein. In Galater 2 lesen wir, dass Paulus und Petrus das Evangelium verbreiteten. Petrus predigte vorrangig den jüdischen Menschen. Bei gemeinsamen Mahlzeiten entfernte er sich zunehmend von nicht-jüdischen Menschen, weil er Vorwürfe der jüdischen Christ:innen fürchtete. Andere sonderten sich ebenfalls ab. Als Paulus das hörte, wies er Petrus öffentlich zurecht. Er erinnerte ihn, dass Jesus uns frei gemacht hat von der Knechtschaft des Gesetzes. Es stimmt: Gottes Liebe soll allen Menschen zuteilwerden. Aber das ist manchmal leichter gesagt als getan! Petrus soll seine Tradition aufgeben, seine ehrwürdige Position. Obwohl er Jesus nachfolgen möchte, verunsichert es ihn, seine Identität als Jude aufzugeben. Gott verlangt von uns einen „christlichen Mehraufwand“. Wir dürfen das neue, reine Gewand der Herrlichkeit anziehen (Off. 19,8), aber wir sollen auch das alte, befleckte Gewand der Sünde loswerden. Dazu gehört ein Stück Selbstaufgabe. In Christus gibt es keinen „Juden oder Griechen“ - wir haben eine neue Identität (vgl. Gal. 3,28). Unsere kulturellen Unterschiede dürfen bestehen bleiben, weil sie ein Zeugnis der Vielfalt Gottes sind, aber zugleich stehen wir in Gottes Augen auf gleicher Stufe. Wir sollen leben, was wir glauben, und Schritte aufeinander zugehen. Auch wenn das manchmal schwerfällt. Gott spricht uns zu, dass er uns nie mehr aufgibt, als wir tragen können (Röm. 8,18). Ich selbst habe einen Chef, der sehr ungeduldig ist und schnell ärgerlich werden kann. Wie mehrere Kolleginnen überlegte ich zu kündigen. Doch dann sprach Gott zu mir, und mir wurde klar, dass mein Chef keine Familie und kaum Privatleben hat. Ich betete für ihn und spürte eine Welle göttlicher Liebe. Ich nahm den Mehraufwand in Kauf, blieb und bemühe mich nun, sein Arbeitsleben so angenehm wie möglich zu machen. Damit hat Gott eine Tür geöffnet, die zur Seele meines Chefs und ihrer Errettung führen kann. Jura-Studentin an der Universität Potsdam: ghanaisch, in Hamburg geboren; Jugendleiterin und Übersetzerin in GBIM (Gospel Believers International Ministries e.V.) in Berlin Ich möchte Dich heute ermutigen, heute einen Mehraufwand für eine andere Person auf dich zu nehmen. Tageschallenge: Tracy Peukert Tag 22 Der christliche Mehraufwand

20 „Beieinander“ – Tischgemeinschaft für alle Exodus 24,9-11 Wann gibt es immer ein großes Festessen? Welche Anlässe fallen Dir ein? Egal ob eine Hochzeit, Weihnachten, ein Geburtstag, das leckere Essen darf hier nicht fehlen. Selbst in armen Ländern wird für eine Feier gespart und großzügig ausgegeben. Selbst wenn es unmöglich erscheint etwas zu besorgen, versuchen wir Menschen trotzdem etwas Kleines aufzutreiben, um die Feierlichkeit besonders zu machen. Kennt ihr die Situation, wenn wir hohen Besuch erwarten? Wir wollen, dass es der eingeladenen Person gut geht und möchten ihr auch gutes Essen und Trinken anbieten. Die eingeladene Person soll sich wohlfühlen und wir wollen gastfreundlich sein. So möchte Gott auch, dass wir uns wohlfühlen. Wir fühlen uns geehrt, wenn wir bei jemand Wichtigem eingeladen sind und dort am selben Tisch speisen dürfen. Wie schön wäre es, wenn dein Lieblingsschauspieler dich nach Hause zu sich einlädt und dir Essen anbietet? Sicher ein glückliches Gefühl. Wie unvorstellbar ist dann erst das Gefühl, wenn Gott dich persönlich zu einem Festmahl einlädt? Im zweiten Buch Mose lesen wir: „Anschließend stiegen Mose, Aaron, Nadab, Abihu und 70 der führenden Männer Israels auf den Berg. Dort sahen sie den Gott Israels. Der Boden unter seinen Füßen schimmerte wie Saphir, klar wie der Himmel. Und obwohl die führenden Männer Israels Gott sahen, tötete er sie nicht. Ja, sie aßen und tranken sogar in seiner Gegenwart!“ (Neues Leben Bibel) In dieser Geschichte geht es nicht nur um eine Feier oder Einladung, sondern um ein Bündnis. Ein Bündnis ist ein Vertrag, ein Abkommen ein Zusammenschluss zwischen zwei Parteien. In diesem Fall ein Bündnis zwischen Gott und den Menschen. Wie könnte man ein Bündnis schöner feiern als mit einem Festmahl? Bei einem gemeinsamen Essen geht es darum miteinander zu teilen. Wir Menschen brauchen Nahrung zum Leben. Somit teilen wir bei einer Feier oder einem Bündnis etwas Lebensnotweniges miteinander. Gott möchte uns versorgen mit etwas, das uns am Leben hält. User Experience Designer aus Hessen.Vorstandsmitglied des Jugendverbands der Evangelisch-Vietnamesischen Tin-Lanh Gemeinden in Deutschland e.V., Jugendleiter der vietnamesischen methodistischen Gemeinde in Frankfurt am Main, Mitarbeiter des Kinderfreizeit-Teams der evangelischen Jugend Pforzheims Macht mit Familie oder Freund:innen dieses Experiment: Esst gemeinsam. Niemand darf sich selbst bedienen. Versucht ohne Worte zu kommunizieren. Wie habt ihr das erlebt? Tageschallenge: Fabian Nam Nguyen Tag 23 The best meal ever

21 „Beieinander“ – Tischgemeinschaft für alle Galater 2,12 „Zunächst hatte Petrus zusammen mit den nichtjüdischen Geschwistern an den gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen. Als dann aber einige Leute aus dem Kreis um Jakobus kamen [...] sonderte er sich von den Nichtjuden ab.“ (NGÜ) Mitten im Schwäbischen Wald steht er, der große „Tisch des Friedens“. Er ist Teil des „Weiterwegs“, eines Besinnungs-Pfades bei Gschwend. Dieser Friedens-Tisch ist der zentrale Punkt des Rundkurses. Wo sonst an Picknick-Plätzen drei oder mehr Tische verteilt im Gelände stehen, ist das beim großen „Tisch des Friedens“ anders. Der 16m lange Tisch besteht aus einem einzigen Douglasien-Stamm. Mit zwei langen Bänken links und rechts bietet er 55 Sitzplätze und noch sechs weitere für Rollstuhlfahrer:innen. Der Künstler, beobachtet immer wieder dasselbe. Familien oder Gruppen setzen sich irgendwo an den langen Tisch. Aber dann fanden sie es komisch, so weit auseinander zu sitzen. „Wir sitzen ja sowieso an einem Tisch, da können wir zusammenrücken.“ Faszinierend, wie ein langer Tisch Menschen buchstäblich einander näherbringt, auch Menschen, die sich vorher fremd waren. Wie sie spüren, dieser Tisch verbindet uns. Viele Jesus-Geschichten ereignen sich bei Tisch. Die Zolleinnehmer und die Sünderinnen holt Jesus in die Gemeinschaft des Gottesvolkes wieder hinein, einfach indem sie miteinander essen, an einem Tisch. Und das hat er seinen Nachfolgern weitergegeben. Mit Brot und Wein, am Tisch des Herrn, da sollen sie sich vergegenwärtigen. Nichts trennt uns mehr voneinander, nichts trennt uns mehr von Gott. Bei den ersten Christ:innen waren jüdische und nicht-jüdische Menschen an einem Tisch zusammen. Eine solche Praxis war revolutionär im römischen Reich. Die Geschichte von Petrus und Kornelius zeigt uns, welch riesige Barrieren da zu überschreiten waren. Paulus berichtet in Galater 2 dann von einer heftigen Auseinandersetzung, die er mit Petrus hatte. Dieser war rückfällig geworden. Er hatte sich wieder „auseinander gesetzt“, die Tischgemeinschaft mit den nicht-jüdischen Menschen aufgegeben, aus Angst heraus. Das war für Paulus Verrat, ein Verleugnen des Evangeliums. Was Jesus gestiftet hat, die Gemeinschaft am Tisch des Friedens, das können wir nicht einfach zur Disposition stellen, wenn es schwerfällt. Menschlich trennt uns vieles, aber in Christus sind wir verbunden, rücken wir zusammen, sitzen an einem Friedens-Tisch. Herrenberg, Landesreferent im Ev. Jugendwerk, verheiratet, vier erwachsene Kinder, die mehr interkulturelle Erfahrung haben als er. So gehören inzwischen auch iranische und afghanische Freund:innen zur Familie. „Darf ich mich zu dir setzen...?“ Warum nicht heute mal mit jemand Tischgemeinschaft praktizieren, mit dem oder der ich noch nicht so viel zu tun hatte? Tageschallenge: Reinhold Krebs Tag 24 Der Tisch des Friedens

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